Über Ambivalenz
Diesen Monat beschäftigt mich Ambivalenz. Beziehungsweise die Schwierigkeit damit umzugehen. Die daraus resultierende, immerwährende Suche nach dem Richtigen. Denn sie führt dazu, dass wir mit uns selbst und anderen in Konflikt kommen.
In letzter Zeit habe ich oft das Gefühl, dass wir die eigentliche Natur der Sache aus den Augen verlieren. Dann geht es nur noch darum recht zu haben, lauter zu schreien, den eigenen Standpunkt zu verteidigen. Wir wollen Klarheit, da wir es nicht aushalten mit Unsicherheit umzugehen. Und das bedeutet Schwarz oder Weiß. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten im Raum dazwischen.Darunter liegen oftmals unsere Werte. Obwohl wir alle dieselben Werte teilen, sind sie doch in ihrer Wichtigkeit für uns sehr unterschiedlich ausgeprägt. Doch leider sind wir uns dessen, und vor allem unserer Werte an sich, nur in den seltensten Fälle bewusst. Und dies wiederum kann zu sogenannten Wertekonflikten führen, auf individueller Ebene sowie auf gesellschaftlicher Ebene. Wenn einer meiner wichtigsten Werte Selbstbestimmung ist, und deiner Einklang, dann glaube ich, dass es wichtig ist so zu handeln wie ich es für richtig halte, während dein oberstes Gebot ist, so zu handeln, dass es für andere Menschen und zu übergeordneten Regeln passen muss. Du glaubst vielleicht daran, dass wir eine Gesellschaft brauchen, die Verhaltensregeln definiert - ich glaube daran, dass Menschen in der Lage sein sollten, selbstbestimmt zu handeln.
Damit dies nicht zu unlösbaren Konflikten führt, hilft uns ein Bewusstsein, das andere Menschen andere Wertehierarchien haben und dass es Gründe dafür gibt. Es lohnt sich also diese zu ergründen und zu reflektieren:
Wann denkst du schwarz und weiß? In welchem Zustand bist du dann?
Wo hast du dich zuletzt aufgeregt über das Verhalten von einer dir nahen Person? Warum war das so? Welche deiner Werte wurden dadurch verletzt?
Welche deiner Werte ist dir so wichtig, dass du ihn um jeden Preis verteidigst?
Wann musstest du ihn zuletzt verteidigen und wie ging es dir damit?
Eine andere Ambivalenz die mich beschäftigt ist die, sich so zu akzeptieren wie wir sind und die Fähigkeit uns zu verändern. Hierzu möchte ich mit dir das Curious Paradox, oder auf deutsch das Seltsame Paradoxon von Carl Rogers teilen:
„Das seltsame Paradoxon ist, dass, wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin, ich die Möglichkeit erlange, mich zu verändern. “
Es besagt, dass wir es nur dann schaffen uns zu ändern, wenn wir mit einem offenen und wertfreien Blick auf uns schauen.
Mein Credo ist, dass wir alles in uns haben was es für Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit braucht, auch wenn es nicht immer direkt zugänglich ist. Es lohnt sich vielmehr das zu fördern was wir haben, anstatt immer nur nach Defiziten Ausschau zu halten. Es lohnt sich, zu lernen uns selbst so zu akzeptieren wie wir sind, denn nur so haben wir eine starke Basis auf der echte Veränderung geschehen kann.
Was ich in diesem Sinne mit euch teilen möchte ist ein Podcast mit Esther Perel & Brenée Brown - a duo from heaven :-)
Ich bin ein großer Fan von Esther Perel, Psychotherapeuthin und Beziehungsexpertin, da sie ihr Herz offen zeigt, sich nicht scheut ihre Meinung weiterzuentwickeln. Besonders mag ich ihre Fähigkeit, dass was uns im Innern ausmacht in Worte zu fassen.
Es geht darum, wie wir auf unsere eigenen Lebensgeschichten blicken können und wie sie uns Aufschluss über unsere Persönlichkeit geben. Und wie wir genau diese Geschichten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. Außerdem geht es natürlich um Paradoxe und darum, dass beide Seiten richtig sein können. Dieses Verständnis hilft uns nicht nur in Beziehungen sondern generell im Leben.